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DIE SEMANTISCHEN KLASSIFIZIERUNGSVORSCHLÄGE
DES VERBS
G.Ergascheva (SamSIFL)
Die Vielzahl der in letzter Zeit vorgeschlagenen Einteilungen macht es notwendig,
eine Auswahl zu treffen, wobei es als vorteilhaft betrachtet wird, dass die hier diskutierten
Klassifizierungen von zum Teil weit auseinanderliegenden Gesichtspunkten ausgehen. Ein
Nachteil ist, dass keiner der semantischen Klassifizierungsvorschläge das Deutsche
berücksichtigt. obwohl die Klassifizierungen implizit oder explizit eine über-
einzelsprachliche Geltung beanspruchen, bleibt die Anwendung auf eine andere Sprache
problematisch, da manche der Einteilungskriterien, vor allem solche, die morphologische
oder syntaktische Korrelate zu semantischen Kategorien einbeziehen, sprachspezifisch sind.
Bei den semantischen Klassifizierungen kann an eine bestehende Tradition
angeknüpft werden, da traditionelle Grammatiker Einteilungen vornehmen, die von den hier
diskutierten reicht stark abweichen. So nennt die Duden-Grammatik vier
Bedeutungsgruppen des Verbs, nämlich Zustands-, Tätigkeits-, Handlungs- und
Vorgangsverben. Dem Charakter einer Gebrauchsgrammatik entsprechend wird die
Einteilung nicht
problematisiert, sondern mit Beispielen und recht vagen
begrifflichenUmschreibungen plausibel gemacht. Die Duden-Klassifizierung sieht
folgendermaßen aus:
Z
ustandsverben
bezeichnen einen Zustand, ein Bestehen, ein Sein, ein Beharren,
eine Ruhelage, also etwas, was als Bleibendes, sich nicht Veränderndes am Subjekt haftet:
Die Vase
steht
auf dem Tisch.
Das Buch
liegt
im Regal.
Sie
wohnen
in Mannheim.
Er ist nicht gestorben, er
lebt.
Er
bleibt
ein Träumer sein Leben lang.
Mit
Tätigkeitsverben
wird ausgedrückt, dass jemand etwas tut, ausführt; es wird ein
Tun bezeichnet, das beim Subjekt Tätig sein, Aktivität voraussetzt:
Karl
kämpft
tapfer.
Die Kinder
spielten
.
Er
ging
nach Hause.
Sie
beteten
laut.
Er
schrie
leise
auf.
Bei
Handlungsverben,
eine Untergruppe der Tätigkeitsverben, wird im Satz ein Ziel
genannt, auf das sich die Tätigkeit bezieht, auf das eingewirkt, das verändert, von dem
Besitz ergriffen wird u.ä.:
Er
unterstützt
seinen Bruder.
Er
hilft
seinem Vater.
Er
stahl
die Kasse.
Er
bemächtigte
sich der Kasse.
Sie
zählt
das Geld.
Sie
spotten
über ihn.
Sie
verspotten
ihn.
Mit
Vorgangsverben
wird eine Veränderung bezeichnet, die sich am Subjekt
vollzieht, ein Prozess, ein Vorgang, ein Ablauf, den das Subjekt an sich selbst erfährt:
Peter
fieberte.
60
Die Vase
fiel
vom Tisch.
Die Bäume
wachsen
langsam.
Die Blumen
verblühten.
Die Kinder
schliefen
schnell
ein.
Die ersten Blüten
erfroren.
Aus den Beispielen geht hervor, dass die transitiven Verben als Handlungsverben
aufgefasst werden: die Beispiele bei den anderen Gruppen enthalten keine transitiven
Verben.
Aktionsarten sind Eigenschaften von Sachverhaltsbeschreibungen, zu deren
Bestimmung die ganze Proposition beiträgt. Wenn auch in einzelnen Fällen ein Verb einer
bestimmten Aktionsart zugeordnet werden kann (so ist etwa
lieben
ein typisches
Zustandsverb, arbeiten ein Aktivitätsverb und
erscheinen
ein Ereignisverb), so kann doch
ein Verb so gut wie immer in unterschiedlichen Kontexten mit jeweils anderen Aktionsarten
vorkommen.
LITERATURVERZEICHNIS:
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Begmatov M. Infinitive Verbs and Their Grammar Functions in German Language
// EUROPEAN JOURNAL OF INNOVATION IN NONFORMAL EDUCATION. – 2021.
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Т
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4.
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als Fremdsprache. An den Quellen eines Faches. Festschrift fur Gerhard Helbig zum 65.
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Mungan, G. Deverbale Substantive im Deutschen //Deutsch als Fremdsprache.
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6.
Pavlov V. Deutsche Wortbildung im Spannungsfeld zwischen Lexikon und
Syntax. Peter Lang- Internationaler Verlag der Wissenschaften- Frankfurt am Mein, 2009-
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