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EINSATZ DER PROJEKTARBEIT IM DaF-UNTERRICHT
F.Majidov (Magister SamSIFL)
Annotation: Es ist wichtig, bei der Projektarbeit drei oder vier Phasen zu
berücksichtigen: Planung, Durchführung, Präsentation und Reflexion.Wenn die
Projektarbeit zu Erfolgserlebnissen der Teilnehmer führen soll,so gilt es, verschiedene
Punkte zu beachten: Projektziel, Projektplanung, Ideensammlung, Präsentationsform,
Fehlerkorrektur und Projektdokumentation.
Der Projektunterricht bezeichnet allgemein die Organisation des Unterrichts als
Arbeit an einem Projekt. Man solle bei der Projektarbeit im Daf-nunterricht drei Phasen
berücksichtigen: Planung, Durchführung und Präsentation. Auch kann unter Umständen
eine Reflexion als vierte Phase sinnvoll sein. Bei diesen Phasen gilt es, verschiedene Punkte
zu beachten, wenn die Projektarbeit zu Erfolgs-erlebnissen der Teilnehmer führen soll.
Die Planung eines Projekts solle im Idealfall durch die Lernenden erfolgen.
Projektziele und die Bedingungen der Durchführung sollten selbstständig festgelegt werden.
(Was wollen wir in Erfahrung bringen? Wie gehen wir vor? Wer arbeitet mit wem
zusammen? Welche Gruppe macht was? Welche Materialien brauchen wir? Wo bekommen
wir welche Informationen? Wie wollen wir unsere Ergebnisse präsentieren? u.s.w.) Dies ist
im Daf-unterricht und da gerade im Anfangsunterricht nur eingeschränkt möglich, da es
zumindest in sprachlicher Hinsicht einer Hilfestellung bedarf. Das Umfeld eines
Fremdsprachenkurses schränkt die Lernenden dabei zusätzlich ein authentisches (Sprach-
)Material zu gelangen. Ebenso ist die Beteiligung der Lernenden in dieser Phase eines
Projektes abhängig vom Grad ihrer Selbstständigkeit und von ihren Vorerfahrungen im
Hinblick auf Projektarbeit. So kann es vor allem am Anfang nötig sein, dass Sie als
Lehrende/-r die Projektplanung stärker steuern, also die Sammlung von Ideen leiten, die
Gruppeneinteilung und Aufgabenverteilung vornehmen und auch die Aktivitäten außerhalb
des Unterrichts genau mit den Lernenden besprechen müssen. Jedoch sollten Sie, sobald die
Lernenden selbst initiativ werden – sei es im Verlauf eines Projektes oder aber nach einigen
durch Sie gesteuerten Projekten, – eher die Rolle des/der Unterstützenden einnehmen. Bei
komplexeren Projekten kann es hilfreich sein, die Planung des Projektes zu visualisieren,
z.B. in Form eines Tätigkeitskataloges:Thema; Aufgaben: Was? Wer? Wo? Wann? / Bis
wann? Präsentation: Der hier gezeigte Tätigkeitskatalog ist selbstverständlich nur ein
Vorschlag, den Sie den Gegebenheiten des konkreten Projekts anpassen können.
In der Grundstufe sollte die Planungsphase nach Möglichkeit in der Muttersprache
erfolgen. Die Spracharbeit, die während des gesamten Projektes geleistet wird (gegenseitige
Fehlerkorrektur, Grammatikarbeit, Schreiben und vor allem das Sprechen), wird den
Lernenden – wenn überhaupt – viel weniger bewusst als im sonstigen Unterricht. Unter
Umständen ist es für die Gruppenarbeit wichtig, dass einzelne Lerner Aufgaben oder Rollen
übernehmen, die im Regelunterricht zumeist Sie als Lehrkraft erfüllen. Aufgaben können
sein: das Gespräch leiten, Sprache beobachten, Protokoll über Ergebnisse führen, Zeit-
management, Recherche usw. Ebenso kann die Kommunikation in den Gruppen durch
Regeln gelenkt bzw. strukturiert werden. Solche Kommunikationsregeln sollten die
Gruppen sich im Idealfall selbst geben. Die Aufgaben oder Rollen der Lernenden in der
Projektarbeit sollten deren Sprachniveau nicht überfordern. So kann es in der Grundstufe
sinnvoll sein, entweder auf diese Aufgaben- oder Rollenverteilung zu verzichten oder sie
muttersprachlich ausführen zu lassen. Einer der Vorteile von Projekten ist, dass hier sehr gut
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innerhalb des Kurses differenziert werden kann. Mit der Verteilung von mehr oder weniger
anspruchsvollen Aufgab-en und dem unterschiedlichen Maß an Hilfestellungen kann man
dem Sprachstand einzelner Gruppen im Kurs gerecht werden. Ebenso wichtig wie die
Planung und natürlich auch die Durchführung der mit dem Projekt verbundenen Recherchen
und Aktivitäten ist ein präsentables Ergebnis: Poster, Collagen, Zeitungen u.s.w. sind das
sichtbare Produkt der Bemühungen aller Beteiligten.
Die Präsentation kann auch über den Kurs hinaus von Interesse sein, wenn sie z.B.
im Kursraum auch für andere Kurse sichtbar ist oder wenn Produkte anderen bewusst
präsentiert werden. Man muss darauf achten, dass am Ende eines Projekts ein erfahrbares
Produkt entsteht. Die Wahl des Mediums für die Präsentation ist dabei natürlich durch das
Niveau des Kurses und die im Kursumfeld gegebenen Möglichkeiten beschränkt. Denkbar
sind im Anfangsunterricht eher einfache Präsentationsformen wie Collagen, (Lern-)Plakate
und kurze Texte, die minimale Sprachkenntnisse erfordern. Mit zunehmendem Niveau des
Kurses sollte die Dokumentation dann entsprechend durch komplexere Formen erfolgen.
Längere Texte, Zeitungen, Vorträge, Homepage, Audio- bzw. Videodokumentation oder ein
Brief- bzw. E-Mail-Austausch sind nur einige von vielen möglichen Präsentationsformen.
Jedoch sollten Sie darauf achten, dass die Dokumentationsform dem Projekt und der im
Projekt geleisteten (Sprach-)Arbeit angemessen ist. Ein wichtiger Punkt bei der Präsentation
ist auch die Korrektur. So sollten die Teilnehmer angehalten werden, sich gegenseitig vor
der eigentlichen Präsentation zu korrigieren. Sie sollten als Lehrkraft aber nach Bedarf auch
als Berater oder Korrekturleser zur Verfügung stehen. Korrekturphasen sollten zu einem
Zeitpunkt einsetzen, an dem demotivierende Ergebnisse verhindert werden können. Soll
z.B. ein Text als präsentables Produkt eines Projekts geschrieben werden, so ist die
Korrekturphase sicherlich sinnvoll, bevor die Teilnehmer ihren Text mit Schönschrift auf
ein Plakat schreiben. Allerdings sollten Sie auch bedenken, dass die sprachliche Korrektheit
nicht im Vordergrund steht. Wenn Sie im Projektverlauf Fehler der Teilnehmer beim
Sprechen bemerken, sollten Sie nicht unbedingt direkt eingreifen, sondern die Fehler
notieren. Sie können diese im Regelunterricht später wieder aufgreifen. Gerade für
Teilnehmer, die noch wenig oder gar keine Projekterfahrung haben, kann es sinnvoll sein,
an das Projekt eine kurze Reflexionsphase anzuschließen. Aber auch wenn das Projekt
vielleicht nicht so „rund“ läuft, kann es Sinn machen, darüber zu reflektieren, was da
eigentlich passiert ist, damit daraus positive Ideen für die weitere Arbeit erwachsen können.
LITERATUR:
1. Apel, H. J., Knoll, M. Aus Projekten lernen. Grundlegung und Anregungen,
München 2001.S. 14-1.7.
2. Bastian, J. und Herbert Gudjons (Hrsg.): Das Projektbuch, Hamburg, 1986.S.4-6
3.Bastian, J./Luca H. u.a.: Leistung im Projektunterricht. Pädagogik. Heft 10/Oktober
1993.S.25-27.
4. Bunk, H.-D.: Zehn Projekte zum Sachunterricht (Projektbegriff, Fallbeispiele,
Ideen und Anregungen), Frankfurt am Main, 1990.S.62-64.
5. Frey, Karl: Die Projektmethode, 10. Aufl., Weinheim, 2005.S.32-38
